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Vom Traum zum Ziel

17. August 2019

Aus Träumereien konkrete Ziele werden zu lassen, fällt mir nicht leicht. Ich bin oft viel zu verkopft und denke über alle Eventualitäten nach. Das bremst aus und blockiert. In jedem Fall hilft es kein bisschen beim Vorankommen. Es hat fünf Jahre gebraucht bis ich mir diesen Traum „erlaubt“ habe. Auch wenn es lächerlich klingen mag, aber die Idee ein Leben als Illustratorin und Surface Designerin zu führen, kam bereits 2014 bei mir auf. Damals hatte ich noch keine konkrete Vorstellung was genau sich hinter diesem Berufsbild verbirgt, aber ich hatte eine unbändige Leidenschaft für Illustrationen und Grafikdesign. Aber wie das immer so ist: der Alltag durchkreuzt diese Träumereien und holt einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Damit kann man doch kein Geld verdienen“ „Du bist doch gar kein Künstler“ „Dir fehlt ja schon die richtige Ausbildung…wie soll das also was werden?“ Diese Gedanken und viele andere negative Glaubenssätze wiederholten sich Tag für Tag. Und so wurden die Stimmen, die nach einem kreativen Leben und Arbeiten riefen auch immer leiser.

Ganz verstummt sind sie glücklicherweise nie. Sie waren mal leiser, mal lauter. Unüberhörbar wurden sie dann im Oktober 2018. Bonnie Christine – eine der wohl bekanntesten Surface Designer unserer Zeit – strukturierte ihr Geschäftsmodell etwas um und machte Werbung…auf Facebook. Auch wenn ihr Name kein neuer für mich war, und ihre Membership-Seite schon kannte, sprach mich ihre Anzeige dennoch an. Nachdem ich mir Ihre neue Mitgliedschaft genauer angeschaut hatte, wollte ich das unbedingt ausprobieren. Also habe ich mich angemeldet. Ich hatte gehofft Bonnies Community würde den notwendigen Antrieb bringen endlich dieses Ziel näher zu verfolgen. Aber so war es leider nicht…

Der Winter rückte näher und somit auch die dunkle Jahreszeit. Für mich immer eine schwierige Zeit im Jahr, da mich diese Dunkelheit und das mangelnde Sonnenlicht immer etwas träge und antriebslos machen. Ich verlor meine Kreativität und schließlich auch die Lust am Illustrieren. Meine Pinsel und Farben blieben den ganzen Winter über unberührt und staubten auf meinem Schreibtisch ein. Ich war hin- und hergerissen zwischen der Idee von beruflicher Selbstverwirklichung und dem Alltag als berufstätige Mutter und Ehefrau. Viel Zeit für Träumereien und die eigenen Ideen bleibt da ohnehin nicht. Als ich Anfang 2019 dann sehr ausgelaugt und fast am Ende meiner Kräfte war, merkte ich, dass mir etwas fehlt – mein kreatives Ventil.

Mir fehlte mein kreatives Ventil.

Rückblickend betrachtet schlummerte dieser kreative Geist schon immer in mir – ich habe ihm nur nie richtig zugehört. Langsam begann ich wieder mit meinen Aquarellen und Zeichnungen. Als mein Mann dann seinen Job wechselte und er planmäßig nun jedes Wochenende zuhause sein sollte, nutzte ich meine Chance. Ab März besuchte ich regelmäßig unseren Coworking Space in der Stadt und fing an mir eine Routine anzugewöhnen und ins Tun zu kommen. Dort habe ich begonnen meine ersten Muster zu digitalisieren. Aber dieses regelmäßige Date mit meinem Traum sollte nur kurz andauern. Denn die Entscheidung meines Mannes in einen Bürojob zu wechseln war für ihn nicht die richtige. Kurz nach Antritt der neuen Position, bemerkte ich, dass ihm dieser Job alles andere als guttut. Er zog sich zurück, lachte weniger und war einfach nicht mehr derselbe. Er war nicht mehr mein Ehemann, der mich ständig mit Sinnlosigkeiten zutextete und mich andauernd auf die Palme brachte, weil er mal wieder das Geschirr nicht in die Spülmaschine räumen konnte. Und genau das vermisste ich. Denn ich spürte, dass es ihm nicht gut ging und es sich schnell was ändern muss. Glücklicherweise realisierte er das auch sehr schnell und nach einer kurzen, aber sehr strapaziösen Zeit für uns alle, zog er die Reißleine. Während dieser Phase war ich zwar besorgt und habe mir auch Gedanken, um unsere finanzielle Zukunft gemacht, aber in erster Linie war ich stolz. Darauf, dass er so reflektiert und achtsam ist und nicht blind irgendwelchen Karrierevorstellungen hinterherrennt. Nach einer Auszeit und nach unserem anschließenden Sommerurlaub, fing er also wieder bei seiner alten Stelle an und arbeitet nun wieder auf Montage. Für mich bedeutet das also wieder: keine Planbarkeit, keine Flexibilität und somit auch weniger Zeit für meinen Traum.

Auch wenn die Rahmenbedingungen zur Zeit nicht schlechter sein könnten, so fand ich in der Zeit der Schockstarre, die der Zusammenbruch meines Mannes bei uns auslöste, meine Kreativität wieder. Ich war ideenreicher und entschlossener als je zuvor. Meinen Mann so unglücklich zu sehen, löste in mir eine Zielstrebigkeit aus, die ich so noch nicht von mir kannte. Meine innere Stimme sagte mir, dass genau JETZT der Moment sei, meinem Leben zukünftig eine andere Richtung zu geben. Also nutzte ich die Nachmittage zum Malen und Digitalisieren meiner Illustrationen. Entstanden sind dabei zahlreiche Entwürfe, meine erste Kollektion und viele weitere Ideen sprudeln von Tag zu Tag aus mir heraus.

Der Moment ist genau jetzt!

Früher machte ich mir immer sorgen, dass meine Ideen irgendwann verbraucht wären und ich vielleicht gar nicht so kreativ bin. Tatsächlich werden die Ideen aber nur mehr und nicht weniger. So viel Zeit habe ich gar nicht, um das alles umzusetzen. Ich liebe diese Phase! Es sprudelt und sprudelt und ein Ende ist momentan nicht in Sicht. Die Kraft und Motivation nach der Arbeit, am Ende des Tages, wenn die Kinder im Bett sind, nochmal an den Schreibtisch zu gehen, ist von ganz alleine da. Es ist weder anstrengend noch braucht es viel innere Überzeugungskraft. Und so ist im Frühjahr 2019 endlich der feste Entschluss gefallen, den Traum vom Leben als Illustratorin aktiv in die Tat umzusetzen. Neben der Finalisierung der ersten Kollektion und weiteren Mustern, habe ich in den vergangenen Wochen an dem Relaunch meiner Webseite und Social Media Kanälen gearbeitet. Ich bastele gerade an meinem Portfolio und bilde mich weiter. Ich bin aufgeregt, elektrisiert und zuversichtlich. Auch wenn der Weg sicher nicht so rosig sein wird, wie ich mir das wünsche, so nehme ich jede Hürde in Kauf, denn Illustrieren und Muster zu entwerfen ist meine Leidenschaft, der ich jeden Tag nachgehen möchte. Warum ich euch das alles überhaupt erzähle? Weil ich fest daran glaube, dass man auch in Krisenzeiten immer einen Weg findet. Nach monatelanger Inspirationslosigkeit und Antriebslosigkeit, habe ich schließlich meine kreative Energie wiedergefunden. Und auch als mein Mann in seiner Krise steckte, blieb ich zuversichtlich und habe versucht das beste  daraus für mich zu machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass alles nur eine Phase ist und am Ende alles gut wird – wenn man reflektiert und dann die Dinge selbst in die Hand nimmt.